Sonntag, 26. Januar 2014

China-Kirche


Eigentlich wollte ich einen Eintrag über meine Tibet-reise schreiben, aber dieser Eintrag ist immer noch in Bearbeitung (wird sehr lange und groß). Also schreibe ich etwas über meine kürzlichen Erfahrungen bezüglich Religion in China. Genauer gesagt über den Katholizismus in Hangzhou.
Ich bin normal nicht so der religiöse Typ, aber ein Religionsgegner bin ich schon gleich garnicht.

Es war ein ganz normaler Samstag Abend. Eigentlich... Jedoch habe ich mit meinem Kumpel ausgemacht, dass wir in die Kirche gehen.... in China... in Hangzhou... eine katholische Kirche... mit englischer Messe...
Passt für mich im ersten Moment nicht so wirklich zusammen. Mein Kumpel hat aber echt Ahnung was das anbelangt, also bin ich schon sehr neugierig. Wir treffen uns um 18:30. Da beginnt der Gottesdienst. Die Adresse bekomme ich auch. Die Kirche ist mitten in der Stadt, recht nahe am Westlake.
Dank eines unglücklichen Zwischenfalls (ich hab mich ausgesperrt!!) komme ich etwas verspätet an der Kirche an. Ich kann meinen Augen nicht trauen: Ist das wirklich eine katholische Kirche? Wirkt ziemlich modern...


Recht unsicher trete ich in die gut beleuchtete Kirche und finde recht schnell meinen blonden Kumpel. Ist auch nicht schwer weil ein großer, blondhaariger Kerl in China einfach raussticht. Mir fällt auf: wirklich alles ist neu. Diese Kirche kann garnicht alt sein. Ich bin mir auch nicht sicher ob sie überhaupt katholisch ist. Schöne chinesische Zeichen verzieren die Betonpfeiler. An der Wand sehe ich den Kreuzweg. Mit chinesischen Subtitles versteht sich... Vorne ist ganz klar der Altar. Der ist jedoch so eine Mischung zwischen katholisch und evangelisch. Also keine übermäßigen Verschnörkelungen oder Gold und zahlreiche Engel. Schlicht und einfach Jesus am Kreuz. Gefällt mir. Es wurde sich auf das Wesentliche konzentriert.
Da ich schon etwas spät bin hat die Messe bereits angefangen. Wie schon gesagt: alles auf englisch, glücklicherweise nicht auf Chinesisch. Der Pfarrer ist jedoch Chinese. Das macht es jedoch nicht leichter, da sein Englisch etwas gebrochen ist und ich ihn leider kaum verstanden habe. Wirklich gestört hat mich das nicht, da auf dem Gesangszettel alles ausgeschrieben war.
Beeindruckt hat mich auch der Chor: viele junge Chinesen singen klangvoll die englischen Kirchenlieder. Und das wirklich gut! Nicht nur gesangstechnisch, sondern auch von der Aussprache. Ein weiteres Highlight war eine junge Chinesin. Diese hatte ein Gesangssolo. Und was für eines! Ich hab in meinem ganzen Leben noch nie so ein schönes und perfekt gesungenes Lied in der Kirche gehört. Gänsehaut-Feeling pur! Und das in der Kirche!
Ihr Gesang gab der Messe einen weitere Flair. Der übliche Kirchengesangston ist eher altmodisch... Traurig... Doch ihre Stimme...! Ihr Gesang.... Da kam was rüber! Und zwar Liebe und Wärme. Das habe ich noch gar nie in einer Kirche erlebt!

 
Was mich jedoch am meisten fasziniert hat und mir wirklich unglaublich gut gefallen hat, war die Farbe. Nicht die Farbe der Kirche... Nein, die Farbe der Leute. Seien es nun Chinesen, Afrikaner, Europäer oder sonstige weiße Langnasen oder selbst Inder. Alles war vertreten. Alle Leute haben dem gleichen Gottesdienst beigewohnt. Und der war eben nicht nur für Ausländer. Es waren auch sehr viele Chinesen vertreten. Warum auch immer die in einen englischen Gottesdienst gehen... Vielleicht weil es einfach anders ist. Irgendwie erfrischend. Nicht wie die Kirche in Deutschland. Hier in China verbindet die Kirche Leute von allen Teilen der Welt. Religion vereint... Das war eine komplett neue Erfahrung für mich. Vielleicht auch etwas was unserer Kirche fehlt: Farbe. Farbe der Leute. Zugegeben würde sich in Bayern jeder umdrehen und lästern, wenn eine Familie Schwarzer in die Kirche kommt...
Mir hat die Kirche und der Gottesdienst wirklich sehr gut gefallen und wahrscheinlich wird es mich hier noch die ein oder anderen Male hinziehen....


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