Montag, 2. Dezember 2013

Krankenhaus-Sightseeing

Zum Sightseeing gehört ja einiges dazu. Die meisten schauen sich Gebäude oder Denkmäler besonderer Herkunft / Alter / Größe / Einzigartigkeit an. Ich hab das dieses Wochenende etwas anders gemacht mit dem Sightseeing…
Es war mal wieder Wochenende und da der erste Advent anstand, brauchte ich noch unbedingt irgendwas weihnachtliches. Etwas möglichst einfaches, also kein pompöser Christbaum oder ne Beleuchtung nach amerikanischem Vorbild. Also habe ich mich für einen Adventskranz entschieden. So etwas gibt es bei mir in Hangzhou nicht, also war ein kurzer Trip nach Shanghai angesagt.
Ein Freund von mir ist an diesem Wochenende auch in Shanghai und wollte etwas die Gegend erkunden. Da hat es sich natürlich angeboten Samstagabend zusammen einen drauf zu machen. Also auf in einen chinesischen Club… oder Bar… Ach sagen wir Disco, des triffts am ehesten.

Die Getränke waren gut und die Stimmung war gigantisch, bis wir spontan beschlossen haben ein anderes Etablissement aufzusuchen.
Mein Kumpel hat da was von einem „Underground-Club“ gehört… Normalerweise stellt man sich hier eine Bar im Keller vor, wo es halt etwas schmuddeliger zugeht, doch dieser Club war anders! Schon der Eingang ließ nichts Gutes vermuten. Ein Schild mit: „Vorsicht! Betreten auf eigene Gefahr!“ oder „Achtung! Das könnte gefährlich werden“ waren nicht nötig. Nichts desto trotz gings runter in den Keller. Ja, das ist es, was man sich unter einem echten Underground-Club vorstellt. Tiefe Decke, sehr schlechte Beleuchtung, keine aufwendige Deko (Beton-Design) und über die Maßen laute Musik unbekannter Zuordnung die aus Lautsprechern auf Ohrhöhe kam. Eigentlich hat alles super zusammengepasst, das muss man ihnen lassen. Nach nem weiterem Bier hat es mir eigentlich garnicht mal so schlecht gefallen. Meine Ohren haben sich auch dran gewöhnt: sie waren Tod! Die Vibrationen der lauten Musik habe ich über meinen stark alkoholisierten Magen aufgenommen. Auch die Toiletten haben sich dem Flair des Clubs angepasst. Es hätte mich nicht gewundert hier auf Junkies zu treffen, aber selbst denen war die Toilette zu ungemütlich! Es gab zwei Pinkelbecken und eine Kloschüssel. Alles war voller Erbrochenem. Ein Anblick… Unglaublich! Ich musste meinem Magen überreden, sich nicht den örtlichen Gegebenheiten zu ergeben... Hätte aber das Aussehen der Toilette auch nicht weiter verendet. Aber wieso war ich eigentlich hier? Ach ja! Ich wollte ja pinkeln… Nur wohin?? Die Toilettenschüssel quoll über mit Erbrochenen gemischt mit anderen Toiletteninhalten. Pinkelbecken #1 war auch voller Erbrochenen. Ich denke mal verstopft, da es auch schon überquoll und sich das Gemisch auf dem Boden verbreitet hat. In Pinkelbecken #2 war auch Erbrochenes, aber es quoll noch nicht über. Zudem war der Boden darunter „sauber“, was mir bei meiner Auswahl entschieden geholfen hat.


Gegen fünf Uhr hatten wir dann doch mal genug vom Feiern und haben uns entschlossen nachhause zu gehen. Unser Hotel war nicht sehr weit entfernt und ein Taxi in der Nähe gabs auch nicht, also entschlossen wir uns zu laufen. Wir gingen recht amüsiert nachhause, bis auf einmal…. BAM! 
Ohne Vorwarnungen stolperte ich und lande mit einer klassischen Gesichtsbremsung auf dem Teer. Verdammt! Wo waren meine Hände? Wieso haben die nicht geholfen? Wie wärs mit Sturz abfangen ihr Idioten? Hilft nix, also wieder aufstehen und weitergehen. Ich steh auf und dann:


Hab ich meine Tage?? Durch die Nase?? Nein! Es kam von einer Wunde über meinem Auge! Und es hat ordentlich geblutet. Beim Schießen des oberen Fotos hab ich mir dann auch noch meine Handyschale ruiniert. Hey überall Blut! Kann das mal aufhören? 

Mein Kumpel der auf solche Situationen bereits bestens trainiert war, eilte gleich los um mir etwas Wasser und Tempos zu besorgen. Das war hilfreich, da ich mir das Blut aus dem Gesicht waschen konnte und mit dem Tempo die Blutung wenigstens etwas stillen konnte.

Da wir keine Ahnung hatten wo ein Krankenhaus ist und man hier sowieso für alles einen Reisepass braucht, sind wir ins Hotel weitergegangen. Dort hab ich mir meine Verletzung etwas näher angeschaut:


AU! Jap, das gibt ne Narbe….
Im Hotel hat man uns ein Taxi bestellt, das uns ins nächste Krankenhaus gefahren hat. Dort angekommen gings dann gleich zur Notaufnahme. Ich musste nicht viel sagen, ich hab die Frau an der Rezeption nur angeschaut und sie hat anhand meines zerstörten Gesichts gewusst was los ist. Erklärungen hätten eh nichts gebracht, da sie kein Englisch konnte. Aber bevor man irgendwas macht: erst mal zahlen! Was zahlen? Keine Ahnung, mir egal wenn die Wunde endlich zu gemacht wird. Nachdem ich bezahlt hab gings zur Ärztin. Die konnte auch kein Englisch! Wunderbar. Sowas baut einen auf, wenn man morgens um 06:30 Uhr in einem Hinterhof-Krankenhaus von einer Ärztin begutachtet wird, die während der Untersuchung auf Chinesisch redet. Ich konnte auch an ihrer Mimik nicht ablesen ob sie mich reparieren kann oder nicht. Diese Frau hatte nur einen Gesichtsausdruck!! Wirklich vorsichtig war sie auch nicht. Immer nur reinstochern mit dem Tupfer, vielleicht versteckt sich in der Wunde ja noch was. Nach dem Begutachten hat man mich wieder an die Rezeption geführt. Nochmal zahlen! Was jetzt? Eine größere Summe. Ich denke mal fürs operieren... Zu meinem Glück hatte mein Kumpel noch Reservegeld dabei. Ich hab normalerweise auch Reserve-Geld. Nur hab ich das für Alkoholreserven ausgegeben…
Nach dem wir Cash hingelegt haben wurde ich genäht. Denke ich… Ich hoffe, dass sie feinfühliger operiert… NEIN! Zum Glück war ich gut betrunken und sau müde. Nach einiger Zeit war ich schließlich fertig repariert. Mein Kumpel hat sich in der Zwischenzeit meine Medikamente geben lassen und hat herausgefunden wann ich was nehmen muss.



Na dann.... 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen